IMMANUEL
KANT
(1724-1804)
 

 


 

 

 

 

Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft

 

 

 

 

 

Whatever, over and above good life-conduct, man fancies that he can do to become well-pleasing to God is mere religious delusion.

Alles, was ausser dem guten Lebenswandel der Mensch noch thun zu können vermeint, um Gott wohlgefällig zu werden, ist blosser Religionswahn und Afterdienst Gottes.

Book IV, Part 2, Section 2

 

The veneration of mighty invisible beings, which was extorted from helpless man through natural fear rooted in the sense of his impotence …

Die Verehrung mächtiger unsichtbarer Wesen, welche dem hülflosen Menschen durch die natürliche, auf dem Bewusstsein seines Unvermögens gegründete Furcht abgenöthigt wurde, …

Book IV, Part 2, Section 3

 

We can indeed recognize a tremendous difference in manner, but not in principle, between a shaman of the Tunguses and a European prelate: … for, as regards principle, they both belong to one and the same class, namely, the class of those who let their worship of God consist in what in itself can never make man better (in faith in certain statutory dogmas or celebration of certain arbitrary observances). Only those who mean to find the service of God solely in the disposition to good life-conduct distinguish themselves from those others, by virtue of having passed over to a wholly different principle.

Von einem tungusischen Schaman, bis zu dem Kirche und Staat zugleich regierenden europäischen Prälaten … ist zwar ein mächtiger Abstand in der Manier, aber nicht im Prinzip, zu glauben; denn was dieses betrifft, so gehören sie insgesammt zu einer und derselben Klasse, derer nämlich, die in dem, was an sich keinen bessern Menschen ausmacht (im Glauben gewisser statutarischer Sätze, oder Begehen gewisser willkürlicher Observanzen), ihren Gottesdienst setzen. Diejenigen allein, die ihn lediglich in der Gesinnung eines guten Lebenswandels zu finden gemeint sind, unterscheiden sich von jenen durch den Ueberschritt zu einem ganz andern und über das erste weit erhabenen Prinzip.

Book IV, Part 2, Section 3

 

 

 

 

 

 

 

What is Enlightenment? (1784)

 

 

 

 

 

Enlightenment is man’s leaving his self-caused immaturity. Immaturity is the incapacity to use one's intelligence without the guidance of another. Such immaturity is self-caused if it is not caused by lack of intelligence, but by lack of determination  and courage to use one's intelligence without being guided by another. Sapere Aude! Have the courage to use your own intelligence! is therefore the motto of the enlightenment.

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. 

   

NATURE and the MORAL LAW
Critique of Practical Reason 34

 
   

 

 

 

 

Critique of Practical Reason (1788)
Gesetz in mir

Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft - Kapitel 34 

 

 

 

 

Two things fill the mind with ever new and increasing admiration and awe, the oftener and the more steadily we reflect on them: the starry heavens above and the moral law within.  Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.
I have not to search for them and conjecture them as though they were veiled in darkness or were in the transcendent region beyond my horizon; I see them before me and connect them directly with the consciousness of my existence. The former begins from the place I occupy in the external world of sense, and enlarges my connection therein to an unbounded extent with worlds upon worlds and systems of systems, and moreover into limitless times of their periodic motion, its beginning and continuance. The second begins from my invisible self, my personality, and exhibits me in a world which has true infinity, but which is traceable only by the understanding, and with which I discern that I am not in a merely contingent but in a universal and necessary connection, as I am also thereby with all those visible worlds. The former view of a countless multitude of worlds annihilates as it were my importance as an animal creature, which after it has been for a short time provided with vital power, one knows not how, must again give back the matter of which it was formed to the planet it inhabits (a mere speck in the universe). The second, on the contrary, infinitely elevates my worth as an intelligence by my personality, in which the moral law reveals to me a life independent of animality and even of the whole sensible world, at least so far as may be inferred from the destination assigned to my existence by this law, a destination not restricted to conditions and limits of this life, but reaching into the infinite.

 Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz. Das erste fängt von dem Platze an, den ich in der äußern Sinnenwelt einnehme, und erweitert die Verknüpfung, darin ich stehe, ins Unabsehlich-Große mit Welten über Welten und Systemen von Systemen, überdem noch in grenzenlose Zeiten ihrer periodischen Bewegung, deren Anfang und Fortdauer. Das zweite fängt von meinem unsichtbaren Selbst, meiner Persönlichkeit, an, und stellt mich in einer Welt dar, die wahre Unendlichkeit hat, aber nur dem Verstande spürbar ist, und mit welcher (dadurch aber auch zugleich mit allen jenen sichtbaren Welten) ich mich, nicht wie dort, in bloß zufälliger, sondern allgemeiner und notwendiger Verknüpfung erkenne. Der erstere Anblick einer zahllosen Weltenmenge vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit, als eines tierischen Geschöpfs, das die Materie, daraus es ward, dem Planeten (einem bloßen Punkt im Weltall) wieder zurückgeben muß, nachdem es eine kurze Zeit (man weiß nicht wie) mit Lebenskraft versehen gewesen. Der zweite erhebt dagegen meinen Wert, als einerIntelligenz, unendlich, durch meine Persönlichkeit, in welcher das moralische Gesetz mir ein von der Tierheit und selbst von der ganzen Sinnenwelt unabhängiges Leben offenbart, wenigstens so viel sich aus der zweckmäßigen Bestimmung meines Daseins durch dieses Gesetz, welche nicht auf Bedingungen und Grenzen dieses Lebens eingeschränkt ist, sondern ins Unendliche geht, abnehmen läßt.

 


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